Gerät um Auszugskurven zu ermitteln

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rstoll
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Re: Gerät um Auszugskurven zu ermitteln

Beitrag von rstoll »

Wer die weitere Diskussion vermisst: Da sich die Folgebeiträge spannend in die Richtung Berechnung/Modellierung Pfeil-Bogenabstimmung entwickelten, habe ich die Folgebeiträge abgetrennt und nach hier verschoben: viewtopic.php?f=23&t=418
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rstoll
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Re: Gerät um Auszugskurven zu ermitteln

Beitrag von rstoll »

Sodele, gestern nun einen Ausflug an den Bodensse gemacht und bei Rainer Krafft meine Messvorrichtung abgeholt.
Gesamtansicht.jpg
Da mir die Schießvorrichtung meines Vereinskollegen nicht mehr zur Verfügung steht habe ich die Vorrichtung so bauen lassen dass Sie mit wenig Aufwand umbaubar ist.

Heute nun mit Tochters Bogen erste Testreihen gemacht (Messanordnung sowohl senkrecht als auch waagerecht.
MessanordnungSenkrech1t.jpg
Anbei die Messergebnisse.

"Lasset die Spiele(reien) beginnen ;-)"
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b_der_k_te
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Re: Gerät um Auszugskurven zu ermitteln

Beitrag von b_der_k_te »

Oh super!
Ich habe mir gleich mal die von Dir zur Verfügung gestellten Messreihen herunter geladen. Toll das Du gleich mehrere Messreihen pro Anordnung gemacht hast. So sieht man das die Messvorrichtung pro Messreihe kaum Unterschiede aufweist. Ich habe nun keine großartige Statistik-Analyse durchgeführt, doch es scheint als ob die Abweichung zwischen der senkrechten und der waagerechten Anordnung nicht anders ist als die Abweichungen zwischen den Messreihen derselben Anordnung. Sprich: es macht beim Bogen Deiner Tochter keinen Unterschied ob waagerecht oder senkrecht gemessen wird. Vermutlich macht es einen Unterschied wenn z.B. der Monostabi montiert wäre, aber dann würde das Messgerät wahrscheinlich Probleme haben die korrekte Standhöhe (ab wann die Auszugskurve beginnt) zu erkennen.

Also sehr akkurate Messungen.
Vielleicht ein Tipp: In meiner Erinnerung ist es Aixbow passiert das in der Auszugskurve mal ein Knick zu sehen war. Es hatte sich herausgestellt das beim Ausziehen die Sehne sich im Haken (bzw. der Öse) bewegt hat /gerutscht ist. Kann auch sein das sich das Mittelstück auf dem Bolzen bewegt/gedreht hat. Beides ist manchmal nicht so leicht zu verhindern und vor allem bemerkt man das auch nicht so leicht. Ich glaube das ist Dir bei der senkrechten Anordnung bei den ersten drei Messreihen auch passiert. Zwischen Auszug 13 und 14,5 Zoll gibt es jeweils eine Stelle bei der zwei Zug-Messwerte hintereinander praktisch gleich sind.
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mbf
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Re: Gerät um Auszugskurven zu ermitteln

Beitrag von mbf »

Das sieht in der Tat gut aus - mechanisch und auch von der Auswertung her.

Die Sache mit dem Verrutschen der Sehne: kann man das in den Griff bekommen, wenn man die Sehne nicht direkt in die Öse einhängt, sondern mit einer kurzen Schnur damit verbindet?
Grüße, Matthias

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rstoll
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Re: Gerät um Auszugskurven zu ermitteln

Beitrag von rstoll »

Hallo Matthias,

ich vermute weniger ein Verrutschen in der Sehne (der Haken befand sich die ganze Zeit zwischen den zwei Nockpunkten) als vielmehr der Übergang zwischen "Mithalten des Bogens" und dem Punkt, an dem der Zug der Sehne ausreicht, den Bogen eigenständig zu führen/halten. Bei der senkrechten Variante konnte ich erkennen dass sich die Wurfarme noch ein wenig in Richtung Gerät bewegten, ich bei meiner "Mithilfe" also den Bogen etwas verkantet habe. Daher wird meine Anstrengung bei den nächsten Tests in die Richtung gehen, den Bogen so im Gerät zu fixieren, dass ich lediglich das Kippen des Bogens in der Anfangsphase verhindert wird.
Ich denke aber alles in Allem dürfte das auf das Gesamtergebnis nur marginale Auswirkung haben.

Bei einer "Schnur-Lösung" sehen ich das "Problem", dass die Mittelwicklung noch stärker punktuell belastet wird (schiebt sich so schon nach mehreren aufeinaderfolgenden Messungen etwas auseinander). Dennoch werde ich diese Idee mal aufgreifen und mit einer alten Sehne testen.

Grüßle!

Ralf
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Re: Gerät um Auszugskurven zu ermitteln

Beitrag von Montalaar »

Du könntest dir ein einfaches Loop basteln welches du über das Ohr der Sehne ziehst und mittig Positionierst. Nach der Messung einfach wieder abziehen.
b_der_k_te
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Re: Gerät um Auszugskurven zu ermitteln

Beitrag von b_der_k_te »

Sorry, mittlerweile glaube ich, ich habe mich wegen der Sehne geirrt. Bei meiner Auszugsvorrichtung habe ich darauf aufpassen müssen das der Zug auf die Sehne stets am selben Punkt ansetzt.
Hier ist es die Reibung am Pivot Point gegen die metallische Abstützung, welche ruckartige (stick-slip) Ausgleichsbewegungen des Mittelstücks verursachen kann.
Ralf hat alles dazu gesagt, inklusive das es nur geringste Auswirkungen auf des Messergebnis hat.
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mbf
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Re: Gerät um Auszugskurven zu ermitteln

Beitrag von mbf »

OK, dann scheint es kein großes Ding zu sein.

[overengineering: dann brauchts es wohl eine kugelgelagerte Abstützung] ;)
Grüße, Matthias

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rstoll
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Re: Gerät um Auszugskurven zu ermitteln

Beitrag von rstoll »

Danke für eure Beiträge.
Inzwischen habe ich eine Lösung gefunden, den Bogen so zu fixieren dass er nicht mehr verkantet und sich dennoch gut drehen kann. Wofür Fitnessbänder alles gut sein können :lol:
Die Loop-Idee werde ich in abgewandelter Form aufgreifen, will mal auch ein wenig damit spielen ob es merkliche Unterschiede bewirkt wenn man den Eingriff der Finger in der Sehne besser simuliert oder man für (vielleicht mal) weitergehende Verwendung ruhig bei Vereinfachungen bleiben kann.

Auch einen ersten Compound (meinen ersten Wiedereinstiegs-Bogen von vor 20 Jahren) habe ich inzwischen mal vermessen. Hier zeigt sich ein wenig mehr "Rauschen" im Tal und auch dass die von Rainer beigefügten Formeln (im Diagramm F-X-eigen) im Exceldiagramm (die m.E. für Recurve sehr gut funktionieren) beim Compound an ihre Grenzen stoßen.
Vergleich Comp-Rec.jpg
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b_der_k_te
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Re: Gerät um Auszugskurven zu ermitteln

Beitrag von b_der_k_te »

Hat bei der Messung vom Compound der Akkuschrauber evtl. ungleichmäßig schnell gedreht? Sollte für die Apparatur und für die Messung eigentlich keine Rolle spielen, doch mir scheint da generell etwas viel Rauschen (Unregelmäßigkeiten) in der Kurve zu geben. Nicht nur im Tal. Ich überlege woran das nun liegen könnte. Vielleicht auch am Bogen selbst: Reibungen der Cam-Lager, Kabelgleiter, ...?

Rainers Formeln im Excel ermitteln eine sogenannte Polynomfunktion 4.Grades (oder Ordnung). Die funktionieren tatsächlich nicht für Compound. Braucht es aber auch nicht. Diese Polynomfunktion ist besonders geeignet um die Steifigkeit (Anstieg der Recurve-Kurve) schön wiederzugeben. (Und ja, Ullr braucht die Funktion für seine Berechnungen.) Beim Compound interessiert das eher nicht.
Die Polynomfunktion scheitert besonders an der Compound-Wand. Mit ein wenig Glück schafft die Formel eine schöne Kurve, wenn man als letzten Messpunkt den allerersten Punkt des Tals angibt. Es kann aber immer noch sein das 4.Grades noch nicht ausreicht.
Über die Polynomfunktion kann man auch die kumulierte Arbeit (= im Bogen gespeicherte Energie) berechnen. Doch wenn man so viele Messpunkte wie hier hat, kann das auch ebenso über die Tabellenkalkulation gerechnet werden, so wie das in Deinem Excel ja bereits geschieht. Das ist dann sogar genauer als wenn man eine Polynomfunktion hat die nicht exakt paßt. (Für mein Empfinden reicht 4.Grades z.B. nicht für die VX1000... Aber man muß schon weit ran zoomen/genau schauen um die Unterschiede zu sehen. Man erkennt es dann bei der Steifigkeits-Kurve)
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