ÖBSV startet eine Machbarkeitsstudie

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b_der_k_te
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ÖBSV startet eine Machbarkeitsstudie

Beitrag von b_der_k_te »

Ich wollte Euch mal teilhaben lassen, was gerade im kleinen Österreich (ebenfalls mit beschränkten finanziellen Mitteln) für Projekt(e) in Angriff genommen werden.
Der Österreichische Bogensportverband (ÖBSV) hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Eine Fachhochschule (FH Technikum Wien) führt diese durch, sprich hat an zwei Tagen mit einigen Probanden diverse Meßwerte aufgenommen und ist nun dabei diese auszuwerten und zusammen zu fassen.
https://www.oebsv.com/news/oebsv/4939-m ... n-bewegung
Ich war einer der Probanden, also live dabei.
Wie im Text niedergeschrieben, wurde die Aktivierung mehrerer Muskeln während dem Schießen aufgezeichnet, dann gab es Beschleunigungssensoren an Bogen- und Zughand sowie über resistive und kapazive Drucksensoren die Gewichtsverteilung auf die Füße inklusive der Berechnung des Köperschwerpunkts.
Untersucht werden vornehmlich die Daten jeweils eine Sekunde vor und nach dem Klickerfall.

Es sollen Methoden gefunden werden die der Verband dann im Zuge von z.B. Kadertrainings oder Trainingswochen auch selbständig durchführen kann und die Trainer damit weitere und hoffentlich genauere Werkzeuge in die Hand bekommen.
Ich bin auf den Bericht der FH jedenfalls mal gespannt.
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ullr
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Re: ÖBSV startet eine Machbarkeitsstudie

Beitrag von ullr »

Super. Endlich fängt mal jemand an zu messen. Schon die Untersuchungen der Finger beim Lösen waren in meinen Augen eine Highlight.
Glückwunsch zu dieser Initiative.
Christian
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b_der_k_te
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Re: ÖBSV startet eine Machbarkeitsstudie

Beitrag von b_der_k_te »

Laut den Personen von der FH hatten sie trotz Recherche im Vorfeld keine Publikationen gefunden in denen solche Messungen bereits angeführt waren.
Was mich doch ein wenig wundert, da ich finde das die durchgführten Messungen jene sind mit denen man doch am ehesten eine Untersuchung beginnen würde.
Wie dem auch sei, die FH hat noch einen Meßtag eingeschoben. Ich selbst war nicht dabei, kann also auch nur wiedergeben was mir erzählt wurde.
Es wurden nochmals die Beschleunigungssensoren an Zug- und Bogenhand ampliziert, doch kam zusätzlich noch eine Eye Tracking Brille zum Einsatz. Es kann also nachverfolgt werden wohin der Schütze während dem Zielvorgang und dem Abschuß tatsächlich blickt. Das zumindest die dahinter stehende Idee wie ich vermute. (Wenn die Brille den Bildausschnitt und die Pupillenposition bei extrem schrägen Blickwinkel, wie beim Bogenschießen, noch erfassen kann.) Über Umwege wäre es vielleicht sogar möglich festzustellen wie der Bogen zum Zeitpunkt des Klickerfalls und dem späteren Lösen ausgerichtet war.
Auch ein Compoundschütze konnte dazu als Testperson gewonnen werden. Bereits vor Ort dürfte es sich gezeigt haben das er eine viel geringere Augenbewegung hatte als RecurveschützInnen. Dies könnte auf die Verwendung des Peeps in der Sehne zurückzuführen sein. Doch Genaueres steht dann hoffentlich im Endbericht der FH.

Gerade die Bogenpositon die sich ausgerechnet zwischen dem "Klick" und dem tatsächlichen Lösen verändert könnte, scheint für mich ein wesentlicher Punkt zu sein den man noch genauer untersuchen sollte. Das ist doch was bei den Kugelschützen penibel beobachtet wird.
Ein Scatt-System für Bogenschützen, gibt es sowas?
Ich dachte mal daran ebenfalls so kleine Beschleunigungssensoren an den Bogen zu platzieren, aber solche die auch gleich noch die Funktion eines Gyroskops aufweisen.
Eine weitere Idee die ich mir gut vorstellen kann hat Wali schon mehrfach vorgeschlagen: einen Laserpointer an den Bogen montieren, die Bewegung des Punktes aufzeichnen (filmen mit entsprechender Bildrate) und das dann noch mit den Zeitpunkten des Klicks und des Lösens (evtl. über Mikrofon oder Sensoren am MT) abgleichen.
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ullr
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Re: ÖBSV startet eine Machbarkeitsstudie

Beitrag von ullr »

Hallo, b_der_k_te,
Eine weitere Idee die ich mir gut vorstellen kann hat Wali schon mehrfach vorgeschlagen: einen Laserpointer an den Bogen montieren, die Bewegung des Punktes aufzeichnen
Das gibbets schon lange. Vera Taschalova war da die Bogengöttin, und die Bewegung ihres Visierpins als Lage auf der Zielscheibe (also die Bewegung des Laserpunktes auf der Zielscheibe) wurde dokumentiert. Das hat der DSB übrigens für alle Schießsportdisziplinen durchgeführt und auf erstklassigen Lehrpostern veröffentlicht.
Nachfragen, ich denke, es sind noch welche da.
Interessant ist (unter anderem), dass nirgends auch nur der Hauch einer Andeutung zu erkennen ist, dass das Visier auch nur ein klitzebißchen beim Vorgang des Visieren stillsteht. Dieses Poster von Vera Tschalova inspirierte mich zu dieser Grafik
Gruß
Christian
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mbf
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Re: ÖBSV startet eine Machbarkeitsstudie

Beitrag von mbf »

ullr hat geschrieben: 31. Jan 2019, 15:02 Interessant ist (unter anderem), dass nirgends auch nur der Hauch einer Andeutung zu erkennen ist, dass das Visier auch nur ein klitzebißchen beim Vorgang des Visieren stillsteht. Dieses Poster von Vera Tschalova inspirierte mich zu dieser Grafik
Gruß
Christian
Der Grafik in dieser Form würde ich ein bisschen widersprechen. Sie impliziert, dass sich der Zielpunkt stringent in Richtung Scheibenmitte bewegt und man dann löst, wenn man dicht genug dran ist. Es ist aber eher so, dass man sich in einem Halteraum bewegt ("floating") und innerhalb dieses Raums löst.

Ich hatte mal LG-Wettkämpfe verfolgt, wo die Bewegung der Waffe dargestellt wurde, da war das herrlich zu sehen (sogar der Puls der Schützen, aber das ist fast wieder ein anderes Thema).
Grüße, Matthias

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ullr
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Re: ÖBSV startet eine Machbarkeitsstudie

Beitrag von ullr »

mbf hat geschrieben: 31. Jan 2019, 19:47
ullr hat geschrieben: 31. Jan 2019, 15:02 Interessant ist (unter anderem), dass nirgends auch nur der Hauch einer Andeutung zu erkennen ist, dass das Visier auch nur ein klitzebißchen beim Vorgang des Visieren stillsteht. Dieses Poster von Vera Tschalova inspirierte mich zu dieser Grafik
Gruß
Christian
Der Grafik in dieser Form würde ich ein bisschen widersprechen. Sie impliziert, dass sich der Zielpunkt stringent in Richtung Scheibenmitte bewegt und man dann löst, wenn man dicht genug dran ist. Es ist aber eher so, dass man sich in einem Halteraum bewegt ("floating") und innerhalb dieses Raums löst.
...
OT
Natürlich hast Du Recht.
Ist halt eine inspirierte Grafik.... ;)
In dem Artikel ging es um den Vorgang des Visierens. Und die Originalaufnahmen auf den Postern des DSB zeigen es auch so wie Du sagst.
Gruß
Christian
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b_der_k_te
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Re: ÖBSV startet eine Machbarkeitsstudie

Beitrag von b_der_k_te »

Die Darstellung der Bewegung zum und im Halteraum wäre nun auch nicht meine Intension gewesen. Daß man nicht exakt ruhig im Zentrum stehen kann, sollte im Grunde bekannt sein.
Was mich bei der Idee reizen würde ist zu untersuchen wie (sehr) der Bogen sich in den paar Millisekunden (ca. 120-200ms) zwischen Klickerfall und dem tatsächlichen Lösen (Entspannen der Zugfinger) bewegt.
Es passiert mir nicht selten das ich zielsicher und "ruhig" im Halteraum stehe wenn es klickt, ich souverän löse und doch der Pfeil nicht dort landet wo ich es erwartet hätte.
Mir scheint, daß genau in diese Zeitspanne die entscheidensten Schießfehler passieren.
Das ist ein Zeitraum in dem das Bewußtsein oft nicht wahrnimmt was währenddessen passiert, aber doch lang genug ist um den Bogen zu "verreißen".
Man bräuchte auch nicht ausgesprochenes Hightech-Equipment für diese Zeitdauer.
Es fragt sich nur ob eine solche Untersuchung Sinn macht.
Erhält man Erkenntnisse lediglich zu den Grundlagen des Recurve-Bogensports die dann evtl. längerfristig Verbesserungen in die Schießtechnik bewirken können?
Oder bringt es tatsächlich dem Schützen und dem Trainer direkt vor Ort etwas indem Defizite aufgezeigt werden die dann entsprechend wegtrainiert werden können?
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